Kaum ein anderes Thema im Fussball sorgt so regelmässig für hitzige Debatten wie der Einsatz von Pyrotechnik in Stadien. Zwischen eindrucksvollen Choreografien und gefährlichen Eskalationen spaltet sich die Fussballszene in zwei Lager.
Feuerwerk der Emotionen – Die Faszination der Pyrotechnik
Für viele Ultras und organisierte Fanszenen gehört Pyrotechnik zur gelebten Fankultur. Bengalische Feuer, Rauchschwaden und farbige Leuchtraketen gelten als Ausdruck von Leidenschaft, Zugehörigkeit und Identität. Besonders bei Derbys oder Europacup-Heimspielen sind solche Bilder fast schon ikonisch. Der Moment, wenn ein ganzes Stadion in rotem Licht erstrahlt, schafft emotionale Gänsehaut und visuelle Eindrücklichkeit – nicht nur für die Anhänger, sondern auch für neutrale Beobachter.
In Ländern wie Dänemark, Schweden oder Norwegen gibt es bereits Modelle, in denen Pyrotechnik unter klaren Auflagen legal eingesetzt werden darf. Dort ist von «kontrolliertem Abbrennen» die Rede, mit eigenen Sicherheitszonen und geschultem Personal. In diesen Fällen zeigt sich, dass Feuerwerk durchaus sicher und stimmungsvoll integriert werden kann – zumindest in der Theorie.
Gefahr für Leib und Leben – Die Risiken
Trotz der Faszination bleibt Pyrotechnik ein reales Sicherheitsproblem. In der Schweiz, wie auch international, ist der Gebrauch von pyrotechnischen Mitteln in Stadien grundsätzlich verboten. Die Gründe liegen auf der Hand: Raketen, Böller und Rauchkörper bergen erhebliche Gefahren für Gesundheit und Ordnung. Es kommt immer wieder zu Verbrennungen, Hörschäden und Panikreaktionen.
Ein weiteres Problem: Die Herkunft und Qualität der verwendeten Mittel ist oft nicht nachvollziehbar. Häufig werden inoffizielle Produkte mit unkalkulierbarer Wirkung verwendet. Auch der Umgang mit Pyrotechnik im dichten Gedränge stellt eine erhebliche Gefahr dar – vor allem für Familien, ältere Zuschauer oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Zwischen Regulierung und Repression
Die Behörden stehen zwischen den Fronten. Auf der einen Seite fordern Fangruppen eine Legalisierung unter Auflagen, auf der anderen Seite reagieren Politik und Sicherheitskräfte mit zunehmender Härte. Personalintensive Einlasskontrollen, Stadionverbote und hohe Bussen gehören mittlerweile zum Standardrepertoire vieler Sicherheitskonzepte. In Deutschland wurde zuletzt ein Modellprojekt für «Safe Zones» diskutiert, in denen Pyrotechnik unter Aufsicht erlaubt sein könnte. In der Schweiz sind solche Überlegungen bislang kaum öffentlich diskutiert worden.
Was sagen Vereine und Verbände?
Vereine geraten oft zwischen die Stühle. Einerseits möchten sie ihre aktive Fanszene nicht verlieren, andererseits drohen bei Verstössen empfindliche Sanktionen durch die Liga oder den europäischen Verband UEFA. Besonders im Europacup können Pyro-Vorfälle teuer werden – von Geldbussen über Blocksperren bis hin zu Punktabzügen.
Viele Klubs setzen inzwischen auf Dialog: Fanbeauftragte, Sicherheitsbeiräte und «Fanmärsche mit Auflagen» sollen die Lage beruhigen. Die Realität zeigt jedoch: Wo sich die Fans nicht ernst genommen fühlen, bleibt das Verhältnis angespannt.
Ein Thema mit Zündstoff – Ein Fazit mit Fragezeichen
Pyrotechnik im Stadion ist und bleibt ein hoch emotionales Thema. Für viele ist sie ein integraler Bestandteil der Fankultur – für andere ein vermeidbares Risiko. Während einige europäische Länder mit Pilotprojekten neue Wege gehen, bleibt die Schweiz in der Praxis bei klaren Verboten. Die zentrale Frage lautet: Ist ein sicherer Kompromiss zwischen Leidenschaft und Verantwortung möglich – oder muss man sich endgültig für eine Seite entscheiden?
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